12 I- Deutschlands Größe und Machtstellung.
immer viele Reibungsflächen den Nachbarn darbieten, darum ist
es nicht Zufällig, daß nur wenige Jnteressenkreise der europäischen
Staaten unserer Teilnahme gänzlich entrückt sind, daß fast alle
europäischen Staaten Wirkungen auf den deutschen Staatskörper
ausüben, die immer wieder Gegenwirkungen auslösen; und
würden letztere ausbleiben, wir würden zerdrückt wie das König-
reich Polen oder zu einem schattenlosen Neutralstaat herabgedrückt
und zu einem kleinen, von der Gnade der Weltmächte lebenden
Europavölkchen verzwergen.
Die Lage im Herzen Europas erweckt aber auch das Be-
dürfnis nach erweiterter Machtstellung. Darum hat
Deutschland, um den Druck nach Osten und Westen besser aus-
zuhalten und ein sicherer Hort des europäischen Völkerfriedens
zu sein, durch Verbindung mit andern Ländern seine Ost- und
Westfront verlängert. „Indem sich Deutschland mit Osterreich
und Italien verbündete, hat es sich aus seiner karreeartigen
Stellung, die man ebensogut Zusammenfassung wie Zusammen-
drängung nennen kann, zur Stellung in der beherrschenden Mitte
eines breiten Aufmarsches zwischen der Nordsee und Sizilien
entwickelt" (Fr. Ratzel).
Doch jegliches Bündnis nützt nichts, wenn ein Land sich
nicht auf seine eigene Kraft und Stärke verlassen kann. Darum
mußten wir uns zunächst eine starke Landmacht und zuletzt
eine ebenso Achtung gebietende Seemacht schaffen. Die
gute Ausbildung und Schulung unsers Volkes hatte die gute
Ausbildung und Schulung unsers Heeres zur Folge. In der
bereits angeführten denkwürdigen Rede Bismarcks heißt es
weiterhin: „In der Ziffer (d. h. in der Anzahl der Soldaten)
sind sie (unsere Nachbarmächte) ebenso hoch wie wir, aber in der
Qualität können sie es uns nicht nachmachen. Die Tapferkeit
ist ja bei allen zivilisierten Nationen gleich, aber unsere Leute
sind kriegsgedient, ausgediente Soldaten, die noch nichts verlernt
haben. Und was uns kein Volk in der Welt nachmachen kann:
wir haben das Material an Offizieren und Unteroffizieren, um
diese ungeheure Armee zu kommandieren. Dazu gehört das
ganz eigentümliche Maß der Verbreitung der Volksbildung in
Deutschland, wie es in keinem andern Lande wieder vorkommt."
Das Wachstum unsers Volkes, die Ausbreitung unserer
geistigen und industriellen Erzeugnisse, die Besitzergreifung von
außereuropäischen Kolonien hat unser Reich gezwungen, neben
einer Landmacht auch eine Seemacht zu werden. Diesen Ent-
wickelungsgang rechtzeitig erkannt und beschleunigt und den
Ausbau einer starken Flotte gefordert und gefördert zu haben,
ist eins der unvergänglichen Ruhmesblätter in der Geschichte der
reichen und regen Tätigkeit unsers Kaisers. Für uns ist der
einzige direkte Weg zum Ozean allein nur die Nordsee und der
Weg liegt im Machtbereich der größten Seemacht der Welt.
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Extrahierte Ortsnamen: Deutschlands Europas Deutschland Deutschland Italien Nordsee Sizilien Bismarcks Deutschland Nordsee
Staatenbildung.
163
Der französische Staat grenzt im No an Belgien,
Luxemburg und Deutschland, im 0 an Deutschland, die
Schweiz und Italien, im S an das Mittelländische Meer
und Spanien, im W an den Atlantischen Ozean. Er hat
einschliesslich der Insel Corsika (s. Landschaft X) eine Grösse
von 536000 qkm und eine Einwohnerzahl von 38520000 E.
Die erste Volkszählung fand in Frankreich i. J. 1801 statt. Sie
ergab damals 27 350000 E. Diese Zahl stieg bis 1866 auf 38 670 000 E., sank
aber nach Verlust von Elsass-Lothringen auf 36100000 E. Bis 1896 stieg sie
wieder langsam auf 38520000 E. Die Zunahme der Bevölkerung ist
eine sehr geringe, weil die Zahl der Geburten die der Sterbefalle nur wenig
übersteigt. In den 15 Jahren von 1881—96 betrug sie jährlich nur 56 400,
während Deutschland in dem gleichen Zeiträume eine Zunahme von jährlich etwa
470000 zu verzeichnen hat. Nur in 24 Departements, in den Industriegebieten und
den grossen Städten hat die Bevölkerung sich vermehrt, in 63 dagegen abgenommen
Aus den Rufen der französischen Revolutionszeit nach Gleich-
heit, Brüderlichkeit und Freiheit ging als Staatsform Frankreichs
die Republik hervor. Am 4. Sept. 1870 wurde sie nach der
Absetzung Napoleons Iii. zum dritten Mal neu gebildet, nach-
dem in zwei Zwischenzeiten wieder die monarchische Verfassung
eingeführt worden war. An der Spitze der französischen Republik
steht ein Präsident, der von der Nationalversammlung mit ab-
soluter Stimmenmehrheit '-) auf 7 Jahre gewählt wird. Die National-
versammlung besteht aus zwei Kammern, aus dem Senat und
der Deputiertenkammer. Der Senat setzt sich aus 300 Sena-
toren zusammen, die von besonderen Wahlkommissionen auf 9 Jahre
gewählt werden. Jährlich scheidet V3 von ihnen aus. Sie .müssen
wenigstens 40 Jahre alt sein. Die Deputierten kämme r um-
fasst 384 Mitglieder; auf je 70000 E. entfällt 1 Deputierter. Die
Wahl ist eine unmittelbare und allgemeine und findet alle 4 Jahre
statt. Die Wähler müssen 21, die Gewählten 25 Jahre alt sein.
Uber jedem Departement steht ein Präfekt, dem ein Generalrat
zur Seite steht. Die einzelnen Gemeinden werden durch einen
Maire (spr. mähr) verwaltet, der durch den Municipalrat unter-
stützt wird.
Die allgemeine Wehrpflicht wurde in Frankreich erst im
Jahre 1872 eingeführt. Sie dauert vom 21.—45. Jahr und um-
fasst eine 3jährige Dienstzeit in dem stehenden Heere, eine
10jährige in der Reserve, eine 6jährige in der Territorialarmee
(der deutschen Landwehr entsprechend) und eine ebenfalls 6jährige
in deren Reserve.
Das Heer ist in 20 Armeekorps eingeteilt. Seine Friedensstärke
beträgt 558048 Mann (1898) ohne "¿8388 Offiziere und Beamte, seine Kriegs-
stärke 4 350000 ausgebildete Mannschaften. Die Kriegsflotte umfasste
1897/98 457 Fahrzeuge mit 53 708 Mann Besatzung. '\ ^
Im Rahmen der Landschaft liegen auch noch di^wmne
Republik Andorra und das kleine Fürstentum Monfyeif. Di&
in den Pyrenäen gelegene Republik Andorra ist 425 qlhn gross r
--• \Bücn®'
*) Mehr als die Hälfte der Stimmen rouss sich auf ihn vereiniget. ®
TM Hauptwörter (50): [T12: [König Paris Jahr Napoleon General Frankreich Mann Tag Kaiser Minister], T26: [Recht König Stadt Staat Bauer Gesetz Beamter Adel Land Bürger], T49: [Land Klima Europa Meer Lage Asien Winter Insel Afrika Zone]]
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Extrahierte Personennamen: Napoleons
Extrahierte Ortsnamen: Belgien Luxemburg Deutschland Deutschland Italien Spanien Atlantischen_Ozean Frankreich Elsass-Lothringen Deutschland Frankreichs Napoleons Frankreich Andorra Andorra
spätst im März niedergehenden Schneefüllen im Himälaja unzulängliche oder verzögerte
Monsünregen folgen; ferner geschieht dies, wenn die atmosphärischen Störungen zwischen
Winter- und Sommer-Monsün geringer sind; wenn endlich in Sibirien das Barometer
fällt, steigt es in Indien, und dadurch wird der Zustrom verhindert. Im allgemeinen
ist die Luft gesund, nur nicht für Europäer, die hier wie in anderen tropischen Gegenden
namentlich Leberleiden ausgesetzt sind. Heilstätten (Sanatorien) für Soldaten und Be-
amte sind im Himälaja und in den Nilgiri eingerichtet.
Fig. 126. R ami e (Boelimeria nivea]. Oberer Teil eines Stengels mit Blüten. Etwa ^/2 der nat. Gr.
Die Ramie ist eine nesselartige Pflanze. deren 1—2 m hohe Stengel eine feste, seidenweiche Faser liefern,
die zu Gespinsten immer mehr verwertet wird.
v. Seydlitz, Geographie. Ausg. 6. 23. Bearb. 15
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164
Servilius an die im Theater versammelten Bürger eine ihre Haltung tadelnde Rede hielt und von der wütenden Menge ergriffen und samt den übrigen in der Stadt sich auf haltenden 91 Römern ermordet wurde 91. Darauf verbreitete sich der Aufstand nach allen Seiten. Als die Bundesgenossen, die 100000 Mann ins Feld stellten, namentlich im Süden in entschiedenem Vorteile waren, gab der Konsul L. Julius Cäsar das Gesetz (lex Julia), dafs allen im Bunde mit Rom verharrenden Bundesgenossen das römische Bürgerrecht zuerkannt werden sollte. Obgleich dem Kriege damit das Ziel entzogen war, so wurde 89 derselbe dennoch, wenn auch mit geringerem Nachdruck 89 fortgesetzt, aber eine Völkerschaft nach der anderen besiegt; Cn. Pompejus, der Vater des Pompejus magnus, besiegte die Marser, die in Etrurien eingefallen waren. Im Süden beendigte 88 im wesentlichen Sulla rühmlich den Krieg 88. Es sollten nach einer Nachricht 8, nach einer ändern 15 neue Tribus aufser den ändern 35 gebildet und die Bundesgenossen auf diese beschränkt werden, ähnlich wie bei den Freigelassenen, die sich nur in die 4 städtischen Tribus einschreiben durften; die neuen Tribus sollten zuletzt abstimmen, kamen aber, wenn die alten Tribus übereinstimmten, gar nicht zur Abstimmung; daher große Unzufriedenheit. Deshalb stellte der gewandte Volkstribun P. Sulpicius 88 den Antrag, dafs die Freigelassenen sowohl als die neuen Bürger in die sämtlichen 35 Tribus aufgenommen werden sollten (ut novi cives libertinique distribuerentur in tribus). Die Zahl stimmfähiger Bürger, zu welcher auch der städtische Pöbel gehörte, wuchs dadurch ins Ungeheure, so dafs den demagogischen Umtrieben das weiteste Feld geöffnet wurde. Mit der Aufnahme der Italiker in das römische Bürgerrecht, sowie mit dem Eingreifen des Heeres in politische Verhältnisse war der erste Schritt zur Monarchie gethan. Zur Zeit der cimbrischen Kriege löste sich nämlich die Servianische Heeresverfassung auf; an die Stelle des Bürgerheeres, des Volkes in Wafen, trat ein auf dem Werbesytem beruhendes, aus der arbeitscheuen Masse hervorgegangenes, dem Bürgerstande schroff entgegenstehendes käufliches Soldatenheer.
Veränderung der Stellung Roms, das, nachdem die römischen Vollbürger über einen großen Teil Italiens verteilt waren, nicht mehr Haupt Italiens im alten Sinne des Wortes war.
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Extrahierte Personennamen: Julius_Cäsar Cäsar Julia) Sulla P._Sulpicius
Extrahierte Ortsnamen: Rom Etrurien Italiens Italiens
544 Abschil. 2. Das germanische Europa. Kap. 6. Die flandinav. Reiche.
Dalsland und Halland, von Ost-/ von West-Swealand und
von Norrland. —
Schwedens Lage ist der Vertheidigung des Landes un-
gemein günstig. Seine Landgrenzen sind/ der klimatischen, Be-
völkerungs- und Kulturverhältnisse wegen, großen Heeren und
seine zum größten Theile mit Bänken und Klippen (Skären)
umgürteten Küsten großen Kriegsschiffen wenig zugänglich.
Man konnte daher, der bedrohlichen Nähe mächtiger Nach-
barn ungeachtet, die zur Landesvertheidigung bestimmten Kräfte
auf ein Minimum beschränken. — Schwedens Landheer be-
steht nur aus etwa 6000 Mann stehender (geworbener) Trup-
pen; sodann aus den sogenannten „eingetheilten" (Indelta-)
Regimentern, d. h. aus eingeübte«», im Frieden als Landlente
in allen Provinzen kolonisirten Soldaten, in der Stärke von
27000 Mann und aus der, in Folge der allgemeinen Wehr-
verpflichtung, im Kriegsfälle aufzurufenden National-Reserve
(Bewehrung) von c. 100000 Mann. — Die Flotte zählt,
ebenfalls in Gemäßheit der finanziellen und natürlichen Lage
des Landes, nur eine mäßige Zahl von großen, dagegen eine
große von kleinen Schiffen, von Kanonenschaluppen, Galee-
ren K. (Skärenflotte), und ihre Bemannung (im Ganzen ge-
gen 24000 M.) besteht gleichfalls nur aus wenigen immer im
Dienst befindlichen Seeleuten, aus einer größeren von „ein-
getheilten" (5700 M.) und aus den allgemeinen See-Be-
wehrungs-Mannschaften, zu welchen vorzugsweise die Küsienbe-
wohner und unter diesen die Schiffer, Fischer und Handwer-
ker bestimmt find. — Schweden hat auch eine Reihe von fe-
sten Plätzen; sie liegen größtenthcils an den Küsten, weil
diese offenbar gefährdeter sind, als die Landgrenze. Zu ihnen
gehören vornehmlich: die Stockholm vertheidigenden Citadelle«»
und Forts (Waxholm, Frederiksberg rc.), Carlskrona mit
Kungsholm (der mit Docks und Arsenälen versehene Haupt-
kriegshafen Schwedens), und i»n Inneren das noch in» Bau
begriffene Karlsborg oder Wanaes am Wettern-See; von ge-
ringerer Bedeutung sind: Kalmar, Christianstad, Gothenburg,
Neu-Elfsborg, Marstrand mit Karlstein. — An trefflichen An-
stalten zur Erzeugung des nöthigen Kriegslnaterials ist keil»
TM Hauptwörter (50): [T6: [Insel Stadt Meer Hafen Handel Hauptstadt Land Küste Einw. Halbinsel], T24: [Schiff Meer Insel Küste Land Fluß See Wasser Hafen Ufer], T49: [Land Klima Europa Meer Lage Asien Winter Insel Afrika Zone]]
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Einleitung. ' 627
unumschränkter Herr, sein Wille Gesetz, höchstens durch Rücksichten auf
den Koran, die Gutachten des Divan's (Staatsraths) und Furcht
vor Empörung geleitet. Die Staatsverwaltung leitet als Stellvertre-
ter des Sultans der Großwessi r, die Unterhandlungen mit frem-
den Mächten der Reis Effendi, die innern Angelegenheiten der
Kiaja Weg und Tschausch Baschi; der Defterdar ist Finanz-
minister und der Kapudan Pascha Großadmiral. Alle diese haben
Sitz und Stimme im Staatsrathe (Divan). Kaimakan ist der
Stellvertreter des Großwessirs, der Dragomán der Dolmetscher. Der
ganze Staat ist in Lehne getheilt, deren Besitzer (Timari oten und
Zaimiten) im Fall eines Krieges Spahis (Reuter) und Suba-
sch is (Fußgänger) stellen, die aber nur im Sommer dienen und de-
ren Anführer der Pascha der Provinz ist. Außerdem existirte sonst noch
ein stehendes Heer, die I an i t sch aren oder Jenjitscheris, durch ihre
Empörung nicht selten den Sultanen gefährlich; daher hat der jetzige
Beherrscher Mahmud Ii. das kühne Wagestück unternommen (1826),
dies Corps ganz aufzuheben und glücklich versucht an ihrer Stelle ein
Europäisch gebildetes Heer zu errichten. Über die Stärke der Kriegs-
macht läßt sich gar nichts bestimmen, da sie ganz von Umständen ab-
hangt. Die Provinzen des Landes sind, außer den beiden zugleich un-
ter Rußlands Einflüsse stehenden Fürstenthümern Moldau u. Wlachei,
drei Ejalets: Ru mili, Bosnien und das Gebiet des Kapu-
dan Pascha. Die Statthalter der ersten beiden heißen Be gl erb eg,
welche etwa 30 Paschas und Sandschaks unter sich haben. Die
Einteilung sowohl als die Titel sind aber bei der herrschenden Zer-
rüttung der ganzen Staatsmaschine so verwirrt, daß sich schwerlich ir-
gend etwas allgemein Gültiges als bestimmte Regel angeben laßt, und
so führen wir hier nur noch die Musselimliks und Ajaliks, als
Namen von kleineren Provinztheilen an, so wie, daß die vornehmsten
Paschas drei Roßschweife (es giebt nur eine Fahne, dir grüne
Fahne Muhameds, die übrigen Türk.feldzeichen sind Stangen mit
Roßschweifen), andere nur zwei vor sich her tragen lassen. Die Macht
der Statthalter in den Provinzen ist unumschränkt und durch sie
wirkt gerade der Despotismus so furchtbar, da die Regierung zufrie-
den, wenn sie aus den Provinzen ihren Tribut erhält, sich um das
Thun und Treiben der Beamten gar nicht kümmert, und sie nur, wenn
offenbare Empörung ausbricht, öffentlich oder heimlich aus dem Wege
zu räumen sucht. Seit alten Zeiten schon theilt man die Türkei in
7 Provinzen, deren Gränzen freilich mit denen der Türkischen Pascha-
liks nicht übereinstimmend die aber bestimmt sind und daher die Über-
sicht erleichtern.
I. Romanien, Rumili.
Es begreift das Flußgebiet der Manya und die Küste des Schwar-
zen Meeres, in S. des Balkan, von dem ein anderer Gebirgszug, das
Strandscheagebirge, in So. Richtung bis zum Bosporus fortläuft, an des-
sen W. Abhange die Straße von Kvnstantinopel nach Bulgarien sich hin-
zieht. Eine Fortsetzung des Despotogebirges bildet die Halbinsel Galli-
poli. Zwei Meerengen trennen hier Europa von Asien; die Straße von
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— 48 —
Heer und eine starke Flotte. Unser Heer, das deutsche Volk in Waffen, zählt
im Frieden 620000 Mann. In Kriegszeiten kann es ohne Landsturm und
Ersatzreserven auf über 2^2 Millionen gebracht werden. Den Schutz unseres
Seehandels und der deutschen Interessen im Ausland übernimmt unsere Flotte.
Die deutsche Flotte hat sich in den letzten Jahren günstig entwickelt. Sie wird in
der Zahl und Größe der Schiffe nur noch von England und Amerika übertroffen.
2. Die natürlichen Candfchaften Deutschlands*
In seiner Bodengestaltung zeigt Deutschland nach der Balkanhalbinsel
die größte Mannigfaltigkeit unter allen Ländern Europas. Der Boden ist in
zahlreiche Einzellandschaften zerstückelt. Die einzelnen Landschaften begünstigten
die Euwickluug gesonderter Volksstämme. Da aber die Höhen nirgends über
das mittlere Maß hinausgiugeu und zahlreiche Senken die Verbindung zwischen
den einzelnen Gebieten ermöglichten, so war die Bildung eines einzelnen Reiches
bei uns nicht so erschwert wie auf der Balkanhalbinsel.
Teutschland reicht vom „Fels zum Meer". Der Boden senkt sich vom
Süden nach Norden. Im Süden hat Deutschland Anteil an den Kalkalpen.
Abb. 44. Die deutschen Landschaften.
TM Hauptwörter (50): [T49: [Land Klima Europa Meer Lage Asien Winter Insel Afrika Zone], T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte]]
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Extrahierte Ortsnamen: England Amerika Deutschland Europas Deutschland
— 108 —
London in 24 Stunden gelangen. Durch diesen schnellen, verhältnismäßig sicheren und billigen Verkehr sind die
entferntesten Völker einander nahegerückt, ist ein groß-
artiger Austausch der Erzeugnisse aller Erdteile unter* einander (Welthandel) angebahnt worden, an welchem das deutsche Volk einen immer steigenden Anteil gewinnt." — Seit 1837 hat man auch die Kraft der Elektricität iu den Dienst des öffentlichen Verkehrs gestellt durch Einrichtung der elektrischen Telegraphen, welche mit Blitzesschnelle alle wichtigen Nachrichten von Land zu
Laud befördern. Weder Gebirge noch Meere vermögen den rastlos vorwärts strebenden Menschen aufzuhalten. Seit 1865 hat man ein Telegraphenkabel in den Tiefen des Meeres von England nach Amerika gelegt, auch die andern Erdteile sind telegraphisch mit Europa und untereinander verbunden. Eisenbahnen überwanden sogar die Fels- und Eismauern der Alpen (Semmeringbahn; Brennerbahn; Mont Cenis- und Gotthard - Tunnel), und große Landstrecken wurden durchstochen, (Suezkanal; Panama), um Oceane miteinander zu verbinden.
2. Das Kriegswesen. Durch die Erfindung des
Zündnadelgewehres und immer weitere Verbesserung der Handfeuerwaffen, durch die Erfindung gezogener Hinterladerkanonen (Krupp in Essen) rc. mußte auch das Kriegswesen durchgreifende Veränderungen erfahren.y) Gegen die furchtbare Wirkung der heutigen Geschütze erwiesen sich die hölzernen Fregatten als unbrauchbar, sie wurden deshalb durch stahlgepanzerte Fahrzeuge (Panzerschiffe) ersetzt.
x) Dem deutschen Ausfuhrhandel sollen auch hauptsächlich unsere neuen deutschen Kolonien und Schutzgebiete in Afrika und Australien dienen.
a) Die Friedensstärke des deutschen Heeres Beträgt gegen 470,000 Mann, die Kriegsstärke das Dreifache.
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Extrahierte Personennamen: Gotthard Krupp
Extrahierte Ortsnamen: London England Amerika Europa Panama Afrika Australien
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
Inhalt: Zeit: Geographie
Geschlecht (WdK): koedukativ
310
V. Afrika.
und Früchten angestrebt werden. Naturgemäß können derartige
bäuerliche Kleinsiedelungen nur in der Nähe der durch Bohrungen
geschaffenen Wasserstellen und Brunnen erstehen.
Während des Krieges sind viele gefangene Schwarze in großen
Lagern beisammen gehalten worden; sie mußten von unserer Re-
gierung ernährt werden. Jetzt sind sie als Arbeiter an die
Farmen abgegeben worden, wo sie ihren Unterhalt selbst verdienen
können. Für die Eingeborenen sind außerdem besondere Strecken
Landes vorbehalten (Reservate). An eine Ansiedelung ist aber vorder-
hand nicht zu denken, weil die Schwarzen kein Vieh haben und sich
demgemäß nicht selbst ernähren können.
Eine Arbeiterverordnung ist erlassen, die die Arbeiter vor un-
gerechter Behandlung schützt. Freilich, ihr ehemaliges Äerrenrecht
im Lande haben die Eingeborenen durch den Krieg verscherzt.
Alle Maßnahmen, auch die niederen Landpreise, (0,50 Mark bis
1 Mark für 1 da) zielen auf die Heranziehung einer starken weißen
Bevölkerung ab.
Llnsere Schutztruppe. Noch ist Südwest noch nicht so
weit beruhigt, daß man die dort lebenden Weißen ihrem eigenen
Schicksal überlassen dürfte. Noch leben von den Aufständischen aus
dem letzten Kriege in der nahen englischen Kolonie; so will es die
gute Nachbarschaft der Engländer. Im Norden sitzen die noch
unbesiegten, kriegerischen Owambostämme. Zm Nordosten arbeiten
zahlreiche aus den Kriegslagern entlassene Schwarze auf den Farmen
oder in den Minen von Otavi. Sie bilden eine ständige Gefahr
für die dort lebenden Deutschen. Daher ist in Südwest eine deutsche
Truppenmacht von rund 3000 Mann belassen worden; für ein Ge-
biet das P/4 mal so groß ist als das Deutsche Reich sicherlich eine
sehr geringe Zahl. — Äoffen wir, daß uns weitere Kämpfe erspart
bleiben.
Kamerun.
Wirst man einen Blick auf die Karte, so mag es einem
bange werden um den Wert dieser deutschen Kolonie.
Sie erscheint in der Mitte zusammengepreßt, wie wenn von Norden
und Süden zwei eiserne Fäuste ihr an der Kehle lägen.
Zwei Teile treten deutlich hervor: Ein an der Küste schmaler nach
Nordwesten breiter werdender Keil und ein Dreieck, der sogenannte
TM Hauptwörter (50): [T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler], T49: [Land Klima Europa Meer Lage Asien Winter Insel Afrika Zone], T22: [Volk Bewohner Sprache Land Bevölkerung Einwohner deutsche Religion Million Stamm]]
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1908 -
Verden
: [Selbstverl.] F. Vogeler und H. Wilkens
Autor: Wilkens, Hans, Vogeler, F.
Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
Schulbuchtyp (WdK): Hilfsbuch, Lehrer- und Schülerbuch
Schultypen (WdK): Niedere Lehranstalten
Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde
Geschlecht (WdK): koedukativ
— 19 —
witter. Je nach der Lage eines Landes herrschen die einzelnen
Niederschlagsarten vor. In der Nähe des Meeres gibt es
mehr Niederschläge als in weiter Entfernung von demselben.
In unserer Gegend bringt der Nordwestwind den meisten
Regen, weil er vom Meere kommt. Der Ostwind bringt
trockenes Wetter, er kommt aus dem Innern des Landes. Der
Südwind ist ein warmer Wind, und der Nordwind weht kalt.
Die Gesamtheit aller Witterungsverhältnisse eines Ortes,
einer Gegend oder eines Landes nennt man das Klima.
Unsere Gegend hat mäßiges Klima, d. h. ein Klima ohne
große Kälte und Hitze. Je nach der Wärme oder Kälte des
Klimas ist auch das Leben in der Menschen-, Tier- und
Pflanzenwelt ein anderes.
Ii.
20. Von den Ständen im Volksleben.
Von jeher hatten die Menschen verschiedene Beschäftigungen,
welche sich nach dem vorhandenen Bedürfnis richteten. Die
meisten sorgten und sorgen noch heute für des Leibes Nah-
rung, Kleidung und Wohnung. Anderen liegt die Bildung
des Volkes, die Erziehung der Jugend oder die Pflege der
Künste und Wissenschaften ob. Bewaffnete Männer schützen
Land und Leute vor dem Eindringen der Feinde und erhalten
im Lande den Frieden, der zur Wohlfahrt eines Volkes un-
entbehrlich ist. So haben sich im Volksleben verschiedene
Stände entwickelt: der Nähr-, Lehr- und Wehrstand. Die
Bauern, Handwerker, Arbeiter, Kaufleute, Handel- und Gewerbe-
treibenden bilden den Nährstand. Geistliche, Lehrer, Richter,
Ärzte, Gelehrte, Künstler, Schriftsteller und Beamte gehören
zum Lehrstande. Der Wehrstand setzt sich aus dem Landheer,
der Marine und der Polizeitruppe zusammen. Kein Stand
kann allein für sich bestehen. Alle genießen gleiche Rechte.
Insbesondere haben die Standesbevorzugungen der Adeligen
durch die allgemeinen Landesgesetze ihre Bedeutung verloren.
Bei unsern Vorfahren unterschied man Freie und Un-
freie. Die Freien besaßen den Grund und Boden, die Un-
freien erhielten von den Freien nur gegen bestimmte Abgaben
geliehenes Land. Meistens aber dienten sie bei den Freien
als Gesinde. Einzelne sreie Familien erlangten mit der Zeit
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